Ich bin gegen Mode, die vergänglich ist. Ich kann nicht akzeptieren, dass man Kleider wegwirft, nur weil Frühling ist.
(Coco Chanel)

Mode ist Selbstinszenierung und hat sehr viel mit Fantasie, Wünschen und Sehnsucht zu tun. Billige Mode gaukelt uns vor, dass es mehr schöne Situationen, Urlaube und angenehme Zeiten in unserem Leben geben kann, wenn wir nur das passende Outfit dafür haben.
Die Anzahl unserer Kleidungsstücke hat aber nichts mit unserem Sozialleben zu tun. Im Gegenteil – je weniger Geld wir für ungebrauchte Kleidung ausgeben, desto mehr bleibt für die Aktivitäten mit Freunden und Familie: Essen im Restaurant, Kino, Konzerte oder Sport. Große Modeketten wie H&M machen es möglich, für sehr wenig Geld sehr gut angezogen zu sein. Das hat aber seinen Preis. Jeder, der sich schon einmal selbst an die Nähmaschine gesetzt hat, weiß, wie teuer und aufwendig ein Kleidungsstück in der Herstellung sein kann. Stoffe, Reißverschlüsse, Knöpfe und Schnitte kosten viel, ganz abgesehen von der Arbeitszeit, die für die Fertigung eines Einzelstückes notwendig ist. Wie kann ein T-Shirt nur einen Euro kosten? Modeläden wechseln ihre Kollektionen drei bis fünf Mal in Jahr und verschleudern ihre Ware im Abverkauf. Billige Kleidung verleitet dazu, viel zu viel zu kaufen und gleich wieder wegzugeben. Tonnen von „Fast Fashion“ landen im Müll und werden nicht recycelt. Der Textilsektor ist einer der umweltschädlichsten überhaupt. Dazu kommen die Arbeitsbedingungen in Billiglohnländern. Ein-Euro-T-Shirts sind nur möglich, wenn in der Herstellung und bei den Umweltstandards gespart wird.

Zwischentitel
Wer den Preis einer in einem Billiglohnland produzierten Jeans genauer betrachtet, kommt auf folgendes Ergebnis:

  • Nur 1 % des Jeanspreises geht als Lohn an alle ArbeiterInnen.
  • Die Materialkosten machen 13 % aus.
  • Der Transport und sonstige Gebühren (z. B. Zoll) kommen auf einen Anteil von 11 %.
  • Die Markenfirma nimmt 25 % des Jeanspreises für Werbung, Forschung, Entwicklung und Design in Anspruch.
  • 50 % kassiert der Einzelhandel.
Fehlender Konsumentendruck bei Textilien

Bei Nahrung und Kosmetikprodukten hat sich Nachhaltigkeit sehr gut etabliert. Österreich ist EU-weit Vorreiter in der Biolandwirtschaft. Und auch in den Drogeriemärkten boomt das Angebot an Naturkosmetik zu erschwinglichen Preisen. Dieser Trend ist auch den Konsumenten mit ihren Kaufentscheidungen zu verdanken. Bei Essen und Kosmetik ist Nachhaltigkeit leichter und logischer zu argumentieren. Dass Pestizide und zu viel Chemie im Essen nicht so gesund sind, ist leichter zu verstehen, weil es den eigenen Körper direkt betrifft. Mode soll vor allem gut aussehen und günstig sein. Beim Durchschnittskonsumenten sind
Umweltverträglichkeit und faire Arbeitsbedingungen in der Herstellung nicht unbedingt die wichtigsten Faktoren bei der Kaufentscheidung. Der Druck, den Käufer mit ihren Entscheidungen ausüben können, ist hier noch sehr, sehr niedrig.

Gut angezogen mit gutem Gewissen – geht das?

Es gibt aber Möglichkeiten, modisch angezogen zu sein, die Umwelt und andere Menschen zu schützen und gleichzeitig weniger Geld dafür auszugeben.

1. Auf die Herstellung achten – Öko- und Fairtrade-Mode

Öko-Mode – das klingt ein wenig nach Räucherstäbchen-Duft, kratzender Jute und sackartigen Schnitten. Tatsächlich gibt es immer mehr Labels, die fair produzieren, keine giftigen Färbe- oder Bleichmittel verwenden und auf recycelbare Materialien setzen. Fair-Fashion- oder Öko-Labels sehen gut aus, kosten nicht mehr als durchschnittliche Modemarken und sind auch Statement-Teile. Wer Fair Fashion wie Zerum, Armedangels oder American Apparel trägt, möchte damit auch eine Botschaft vermitteln. Labels und Siegel geben über die Produktion von Mode Auskunft. Die wichtigsten Siegel in der Modebranche sind:

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Fair Fashion

Faire Mode bedeutet in erster Linie, dass die Produktionsbedingungen in der Herstellung der Textilien fair ablaufen. Das heißt, dass die Arbeiterinnen und Arbeiter nicht ausgenutzt werden und keine Kinder an der Herstellung beteiligt waren. Fair Fashion ist mit dem Siegel „Fairtrade Cotton“ gekennzeichnet. Über die Umwelt- oder Hautverträglichkeit der Kleidung sagt das Label aber nichts aus. Wer keine Chemikalien an seine Haut heran-
lassen möchte, der sollte zusätzlich auf Öko- und Umweltzertifikate achten, von denen die wichtigsten anschließend vorgestellt werden.

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Bluesign

bluesign® ist ein Label, das dazu beiträgt, dass  ökologische Fußabdruck von tederxtilen Produkten entlang der gesamten Wertschöpfungskette reduziert wird. Die fünf Prinzipien des bluesign®-Systems sind Ressourcenproduktivität, Verbraucherschutz, Gewässerschutz, Immissionsschutz und Arbeitssicherheit.

Global Organic Textile Standard (GOTS)

GOTS ist ein Qualitätssiegel für hochwertige, konsequent ökologische und sozial verträgliche Textilien, die aus mindestens 70 % ökologisch erzeugten Naturfasern bestehen. Neben dem ökologischen Anbau werden auch alle weiteren Produktionsschritte berücksichtigt. Auch soziale Mindeststandards, die regelmäßig überprüft werden, sind Teil des GOTS.

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Organic 100 Content Standard

Für dieses Siegel wird überprüft, ob ein Endprodukt die [angegebene*] Menge an biologisch angebauten Materialien enthält. Der Einsatz von Chemikalien und soziale Kriterien werden allerdings bei diesem Siegel nicht berücksichtigt.

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C2C: Die Cradle to Cradle®-Zertifizierung

Das Cradle to Cradle®-Zertifikat bekommen Unternehmen, die umweltsichere, gesunde und wiederverwertbare Materialien (technische Wiederverwertung oder Kompostierung) einsetzen. Auch der Einsatz von Sonnenenergie oder anderen erneuerbaren Energieformen, der verantwortungsvolle Umgang mit Wasser sowie die Strategien zu sozialen Verpflichtungen des Unternehmens werden dabei berücksichtigt. Zertifikate werden für ein Jahr an Unternehmen verliehen.

Ein Kompromiss
Es ist aber auch möglich, Mode zu einem sehr günstigen Preis zu verkaufen, ohne Menschen oder der Umwelt zu schaden. Manche Konzerne verzichten auf teure Werbung, Präsentation, Fachkräfte im Verkauf, Designer und machen trotzdem keine Verluste. Das ist möglich, wenn sehr viel verkauft wird, wie das bei großen Anbietern wie C&A oder auch dem Billighändler Takko der Fall ist. „Sozial-fair“ ist ein Verband der Fertigwarenimporteure, der einen eigenen Verhaltenskodex aufgestellt hat, um sozialen Standards gerecht zu werden. Kinder- oder Zwangsarbeit ist darin verboten. Im Internet unter www.sozial-fair.eu sind diese Unternehmen aufgelistet.

2. Gebraucht kaufen – mit Second-Hand-Mode die Umwelt schützen

Wer seine Kleidung gebraucht kauft, schlägt gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe. Mode aus zweiter Hand ist nicht nur sehr günstig, es erlaubt uns auch, Marken zu tragen, die wir uns sonst nicht so schnell leisten können. Kauft man in NGO-Läden wie Carla oder Humana ein, unterstützt man damit eine gute Sache und Sozialprojekte und trägt außerdem zur Reduzierung des Müllbergs bei.
Neben Vintage-Juwelen bietet Second-Hand-Mode vor allem Eltern eine günstige Möglichkeit, ihren Nachwuchs einzukleiden. Kinder tragen ihre Sachen nicht so lange, da sie wachsen. Viele Kleidungsstücke, die in die Kleidersammlung gegeben werden, sind auch kaum getragen – man trennt sich eben leichter von Dingen, die man eigentlich gar nicht anzieht, als von Lieblingsteilen.
Second-Hand-Läden gibt es für jedes Budget und für jede Geschmacksrichtung. Kleiderkreisel ist eine Onlineplattform, auf der ausschließlich gebrauchte Kleidung verkauft wird. Der Nachteil bei Kleidung aus zweiter Hand ist jener, dass es nur Einzelstücke gibt, die nur in einer Größe verfügbar sind. Hochwertige Stücke aus guten Materialien können aber in einer Änderungsschneiderei angepasst werden. Einen Saum kürzen oder eine Hose auslassen kostet wenig und bringt viel.

3. Minimalismus

Minimalismus in der Mode ist ein Trend, bei dem es darum geht, sich auch bei der Kleidung auf ein Minimum zu reduzieren. Lieber wenige, hochqualitative, perfekt passende Teile besitzen als viel Billiges, das ohnehin nur im Schrank lagert. Besaß eine Frau in den 1930er-Jahren noch durchschnittlich 36 Kleidungsstücke, so sind es heute circa 120.
Die Pareto-Regel besagt, dass wir 20 Prozent unserer Kleidung in 80 Prozent unserer Zeit tragen. Für den Rest benötigen wir Stauraum, Mottenkugeln und vor allem in der Anschaffung sehr viel Geld.
Inspirationen zum Ausmisten kann man sich in der Netflix-Serie „Aufräumen mit Marie Kondo“ holen. Die japanische Ordnungs-Expertin zeigt dabei vor, wie man sich gekonnt von zu viel Kleidung verabschiedet und den Rest so faltet und verstaut, dass dabei wertvoller Platz zum Leben übrig bleibt. Der Rest kommt auf den Flohmarkt, kann im Netz verkauft oder in die nächste Kleidertonne gegeben werden.
Zur Kleidersammlung sollte man aber nur gewaschene, intakte Kleidung geben. Verschlissene oder gar schmutzige Kleider haben dort nichts verloren – schließlich werden die Säcke per Hand aussortiert.

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Autor: Lydia Bißmann